Kanada günstig bereisen – geht das?

Kanada günstig bereisen – geht das?

16. Dezember 2022 0 Von beyondthepins

Die lieben Kosten – ein Faktor, der leider so manche zögern lässt oder vielleicht sogar ganz von einer Kanadareise abschreckt. Ja, Kanada ist tatsächlich verhältnismäßig teuer (und vieles ist in den letzten Monaten aufgrund der Inflation noch teurer geworden). Wir verraten euch hier ein paar Insidertipps, wie wir es geschafft haben, Kanadas Westen günstig zu bereisen. Dabei sind wir mit weniger als € 30,00 pro Person pro Tag ausgekommen und mussten trotzdem nicht auf magische Erlebnisse verzichten!

Zuerst ein paar generelle Infos zu diesem Thema:

  • Das Ganze ist natürlich subjektiv. Ob unsere Tipps, unser Reisestil oder unsere Reisedauer für euch in Frage kommen, muss jede/r selbst entscheiden. Wir sagen nicht, dass jede/r um unter € 30,00 pro Tag in Kanada reisen kann oder mag. Aber es ist definitiv machbar! Und auch wenn sich jemand nicht mit allen unseren Vorschlägen identifizieren kann, so ist vielleicht doch der eine oder andere hilfreiche Tipp dabei, um Kanada günstig bereisen zu können.
  • Eine längere Reise bzw. ein längeres Verweilen an einem Ort kann die Kosten relativieren. Wir waren fast zweieinhalb Monate in Kanada (genau gesagt 70 Tage) und blieben oft 2-3 Wochen an einem Fleck. Das kommt im Normalfall günstiger, als alle paar Tage weiterzuziehen. Im Falle eines kürzeren Kanada-Trips können die Kosten pro Tag natürlich variieren.
  • Durch Farmstays konnten wir unsere Kosten sehr gering halten (mehr Infos dazu folgen weiter unten). Gerade bei einem langen Aufenthalt stört es nicht, zwischendurch mal auf einer Farm mitanzupacken. Ob das für eine kürzere Reise auch in Frage kommt (bzw. ob das generell euer Ding ist), bleibt natürlich euch überlassen!
  • Wir müssen dazu sagen, dass wir wirklich sparsam unterwegs waren – der Kanada-Trip war Teil unserer Weltreise und uns war es wichtig, die Kosten gering zu halten, um so die Welt insgesamt etwas länger bereisen zu können. Das bedeutet, dass wir auf Restaurants, Coffeeshops, schöne Hotels und Shopping weitestgehend verzichtet haben. Wo wir definitiv nicht gespart haben: bei Aktivitäten und tollen Erlebnissen – da haben wir auch gerne mal tiefer in die Tasche gegriffen.

Hier findet ihr eine Aufstellung unserer Kosten für insgesamt 70 Tage in Kanada (wobei wir davon 51 Tage auf Farmen verbracht haben). Im Betrag von € 29,74 pro Tag/pro Person sind ALLE Reisekosten vor Ort inkludiert. D.h. eingerechnet sind Unterkünfte, Essen, Aktivitäten, Transport, Mietauto für 1 Woche, und sogar Souvenirs, die ETA-Registrierung, ein Inlandsflug und Mitgliedschaften.

Unterkünfte€ 1.392.41
Einkäufe/Essen€ 563,23
Aktivitäten/Eintritte€ 747,70
Öffentliche Verkehrsmittel (inkl. 1 Inlandsflug)€ 701,78
Mietwagen für 1 Woche€ 441,00
Treibstoff (für Mietwagen sowie ausgeborgte Fahrzeuge der WWOOF-Hosts)€ 201,69
Mitgliedschaften (WWOOF-Plattform, HI Hostelkette)€ 95,76
eTA-Registrierung€ 10,80
2x Wäsche waschen in Hostels€ 9,09
Gesamtkosten für 70 Tage€ 4.163,46
Kosten für 70 Tage pro Person€ 2.081,73
Kosten pro Person pro Tag€ 29,74

Was nicht mit eingerechnet ist, ist der Langstreckenflug von Österreich nach Kanada sowie etwaige Reiseimpfungen und der internationale Führerschein. Der Grund: das hätte das Ergebnis ggf. verzerrt. Wir hatten z.B. einen One-Way Flug nach Kanada, wobei viele von euch wahrscheinlich einen Hin-und-Rückflug buchen würden. Zudem brauchten wir für unsere Weltreise einige Impfungen, die für eine reine Kanada-Reise nicht notwendig sind. Und bzgl. internationalem Führerschein – dieser wird laut Öster. Außenministerium zwar empfohlen, ist aber nicht zwingend notwendig, um in Kanada Autozufahren.

Hier unsere Tipps, um Kanada günstig zu bereisen

Egal ob Farmarbeit, selbst kochen oder günstig von A nach B kommen – hier fassen wir zusammen, wie wir günstig durch Kanada reisen konnten.

Farmstay/WWOOFing

Die Plattform WWOOF* (Worldwide Opportunities on Organic Farms) war unser Hauptfaktor, um die Kosten gering zu halten. Für die Mitgliedschaft für WWOOF Kanada haben wir einmalig CAD 80,00 für 2 Personen gezahlt (gültig für 1 Jahr). Dafür erhielten wir Zugang zu einem riesigem Netzwerk von organischen Farmen innerhalb Kanadas.

Eine unserer WWOOF-Farmen mit eigenem Farm Store

Gegen Kost und Logis kann man eine Zeit lang auf einer Farm bleiben und mithelfen. Neben den Kostenersparnissen hat man auch tolle Erlebnisse und Einblicke ins Local Life, die man ansonsten als Tourist:in kaum hat. Manche Farmen sind natürlich ab vom Schuss… andere sind von der Location her ideal, um attraktive Gegenden zu erkunden. Eine unserer Farmen war z.B. nur 1 Autostunde von Vancouver entfernt. Von einer anderen Farm aus waren wir in nur 45 Busminuten in Banff. Neben WWOOF gibt es auch noch andere Plattformen für Farmaufenthalte (wie z.B. Workaway). Hier ein paar Gründe, warum der Farmstay unser Spartipp Nr. 1 ist, um Kanada günstig zu bereisen:

  • Offensichtlich: Gratis Wohnen und gratis Essen, und das für ca. 20 – 35 Stunden Arbeit pro Woche (je nach Farm). Im Normalfall hat man genügend Freizeit um die Gegend zu erkunden oder zu relaxen.
  • Bei manchen Hosts kann man Fahrräder oder sogar das Auto ausleihen. So kann man an freien Tagen flexibel die Gegend erkunden und spart sich die Kosten für teure Mietautos oder Bustickets. Lediglich die Tankkosten fallen an. Am besten vor der Auswahl einer Farm bei den Bewertungen checken, ob bisherige WWOOFer:innen etwas bzgl. Auto/Fahrrädern erwähnt haben.
  • Viele Aktivitäten hat man gleich inklusive. Manche Hosts lassen die WWOOFer sehr stark an ihrem täglichen Leben teilhaben, nehmen sie mit zu Veranstaltungen oder laden sie zum auswärts essen ein (kleine Treats, die man sich als Sparfuchs auf Weltreise sonst kaum gönnt). Unsere ersten Hosts haben uns beispielsweise zu einen kanadischen Footballspiel eingeladen und uns zum Tailgate mit ihren Freunden mitgenommen (typische Party am Parkplatz vor dem Spiel mit Barbeque und Getränken). Zudem haben die Hosts vor Ort ein Netzwerk aus Bekannten und Verwandten, die gewisse Dinge organisieren können. Unsere anderen Hosts hätten uns über Verwandte günstige Eishockey-Karten für die NHL organisieren können (leider waren wir dafür etwas zu kurzfristig dran und kauften die Tickets dann selbst – aber es gibt hier definitiv viele Möglichkeiten).
  • Die Hosts konnten uns neben Transportmitteln auch andere Dinge leihen. Wir borgten uns einmal Schneeschuhe inkl. Stöcke aus (Vergleich: das Ausleihen bei der Gondelstation hätte ca. CAD 25,00 pro Person gekostet). Von den selben Hosts hätten wir ggf. auch Skiausrüstung ausborgen können, was ansonsten extrem teuer wäre. Auf Pender Island konnten wir von unserem WWOOF Host ein Kanu ausborgen und waren an fast jedem freien Tag stundenlang am Meer Kanu-Fahren (Vergleich: Kanu-Verleih für nur 1 Stunde kann in Kanada gleich mal CAD 125,00 kosten, wie z.B. am Lake Louise oder am Maligne Lake). Auf Pferderanchen, die WWOOFing anbieten, kann man mit Glück auch selbst reiten (Vergleich: 1 Stunde Ausreiten in den Rocky Mountains kostet ca. CAD 90,00 bzw. ein 2-stündiger Ausritt in der Nähe von Vancouver hätte CAD 150,00 gekostet). Wenn man gewisse Erlebnisse auf der To Do Liste hat, kann man die Farmen dementsprechend aussuchen und mit Glück viele Gratis-Highlights erleben, die ansonsten ein kleines Vermögen gekostet hätten. Und die Erlebnisse mit den Locals sind meist authentischer als das typische „touristische“ Angebot.

In (gut ausgewählten) Hostels übernachten

Klar, im Hostel schlafen kommt schon mal grundsätzlich günstiger, als ein Hotel zu wählen. Hier noch ein paar weitere Gründe, warum Hostels eine gute Sparmöglichkeit sind, um Kanada günstig zu bereisen:

  • Hostel-Memberships: wir schlossen zu Beginn unserer Reise eine Mitgliedschaft für die HI Hostelkette* ab. Diese kostete uns einmalig CAD 25,00 (exkl. Steuern), mit einer Gültigkeit von 2 Jahren. Bei jeder Buchung kann man somit 10% sparen – was sich bei uns sehr schnell rentiert hat.
  • Gratis Aktivitäten oder Veranstaltungen im Hostel: Egal ob Poker Night, Karaoke oder dergleichen, in den Hostels gibt es oft viele kostenfreie Aktivitäten oder Events. Das HI in Japser bietet z.B. 1x pro Woche gratis Yoga an. Warum also Geld für Dinge ausgeben, die man im Hostel gratis machen kann?
  • Schwarzes Brett: in Hostels gibt es meist ein „schwarzes Brett“ mit hilfreichen Tipps, Rabatten für Essen/Aktivitäten oder Nachrichten von Gästen. Manche Gäste verkaufen nicht mehr benötigte Dinge günstig weiter, oder bieten Car-Sharing Möglichkeiten an (wobei laut unserer Beobachtung die Nachfrage für Mitfahrgelegenheiten viel höher ist als das Angebot – wenn man also selbst mit Mietauto unterwegs ist, kann man sich überlegen, andere gegen eine kleine Spende mitzunehmen).
  • Manche Hostels bieten Work for Stay an – man arbeitet im Hostel an der Rezeption oder als Reinigungskraft, dafür ist das Übernachten (und manchmal das Essen) gratis. Bei HI Kanada braucht man dafür jedoch eine offizielle Arbeitsgenehmigung.
  • In den meisten Hostels kann man selbst kochen und somit viel Geld sparen (auswärts Essen ist in Kanada echt teuer). Am besten vorab auf der Hostel-Webseite und bei den Bewertungen checken, ob es eine gut ausgestattete Küche gibt. In den HI Hostels gab es immer sehr gute Küchen und auch die Basics, die man so braucht (Salz, Gewürze, Öl) waren meistens vorhanden.
  • Free Food: Zudem gab es in den HI Hostels immer Boxen, wo man nicht mehr benötigte Lebensmittel für andere Gäste hinterlassen und wiederrum gratis Lebensmittel entnehmen konnte (wir schnappten uns oft Original-verpackte Dinge wie Nudeln, Kekse, Reis, Säfte, Saucen etc., die komplett in Ordnung waren). Da nicht nur das Auswärts-Essen, sondern auch Lebensmittel in den Supermärkten teuer sind, macht das total Sinn (mehr zum Thema Einkaufen lest ihr weiter unten).
  • Andere Gratis-Dinge, die uns in den HI Hostels untergekommen sind: Free Cosmetics in den Badezimmern, Bücher zur freien Entnahme in den Lese-Ecken, übrig gebliebenes Waschmittel in den Laundry Rooms. Es ist eine nette Idee, wenn Gäste nicht benötigte Dinge für die nächsten Reisenden hinterlassen. Spart Geld, ist nachhaltig und erleichtert so manchen das Gepäck bei der Weiterreise…
  • Mehrbettzimmer: Auch wenn man ein Fan von Privatsphäre ist, ist es gerade in der Nebensaison oft das Risiko wert, das günstigere Mehrbettzimmer zu buchen, in der Hoffnung, dass dieses nicht voll belegt ist. Wir waren während unserer Kanada-Reise mal zu dritt im 8-Bettzimmer, ein anderes Mal zu dritt im 6-Bettzimmer… Auf anderen Reisen waren wir in der Nebensaison oft ganz allein in Mehrbettzimmern (z.B. in Schottland, Malaysia oder auch in Mexiko) – und hätten uns sicher geärgert, wenn wir das teurere Doppelzimmer gebucht hätten.
HI Hostel in Tofino (Vancouver Island) – eines unserer Lieblings-Hostels während unserer Kanada-Reise

Klug einkaufen

Egal ob man Snacks für die Fahrt oder Lebensmittel zum Kochen im Hostel benötigt – hier ein paar Tipps zum Thema Einkaufen in Kanada, um das Land günstig zu bereisen:

  • Am besten bei Fresh-Co oder Walmart einkaufen. Diese Supermärkte sind um einiges günstiger, als andere wie z.B. Save on Foods oder IGA.
  • Trinkwasser muss man in Kanada echt nicht kaufen – das Leitungswasser ist überall trinkbar und es gibt in den meisten Hostels (und auch an vielen öffentlichen Orten) Wasser-Auffüllstationen. Da wäre es schade ums Geld und man spart sich den Plastikmüll.
  • Was man jedoch auf jeden Fall kaufen sollte (oder von daheim mitbringen kann): eine kleine Packung Waschpulver oder eine kleine Flasche Flüssigwaschmittel. In jedem Hostel gibt es Laundry Rooms, aber für die Waschmittel wird meist extra verrechnet.
  • Die richtige Kreditkarte: es gibt spezielle Kreditkarten für’s Reisen, bei denen keine Auslandseinsatzgebühren anfallen (wir haben z.B. eine Gold-Mastercard von free.at). Gerade beim Langzeit-Reisen kann man sich so einiges an Gebühren ersparen. Und in Kanada kommt die Kreditkarte sicher oft zum Einsatz (Barzahlung ist nicht überall möglich bzw. kaum üblich).

Die richtigen Transportmittel wählen

  • Immer einen Preisvergleich bei den öffentlichen Transportmitteln machen und nicht immer den bequemsten Weg wählen, wenn man sparen möchte! Beispiel: auf Vancouver Island gibt es die Island Connector Busse (bequeme Langstreckenbusse, die zwischendurch kaum stehen bleiben und die man online vorbuchen kann). Jedoch werden gewisse Strecken auch von den „normalen“ öffentlichen Bussen abgedeckt. Diese sind etwas weniger bequem, halten öfters und man muss ggf. umsteigen – dafür kosten diese aber nur einen Bruchteil!
    • Beispiel: Die Strecke von Victoria bis Nanaimo kostet z.B. mit dem Island Connector Bus CAD 41,23 pro Person. Dieselbe Strecke kostet mit dem „normalen“ öffentlichen Bus (mit 1x Umsteigen in Duncan) nur CAD 17,50 pro Person!
    • Gleiches gilt für Fährüberfahrten. Um Insel-übergreifend von A nach B zu kommen, kann man mit dem Island Connector die gesamte Strecke buchen (Bus + Fähre + Bus, sprich man fährt durchgehend mit dem gleichen Bus zum Fährenterminal, auf die Fähre, und dann auch von der Fähre runter und zur Enddestination). Dieselbe Strecke selbst mit den Öffis „zusammenzustückeln“ kommt viel günstiger, ist aber natürlich weniger bequem, da man etwas länger unterwegs ist und öfter umsteigen muss.
  • Taxis sind in Kanada echt nicht notwendig. In den Großstädten fahren die Öffis 24/7. Von und zu den Flughäfen gibt es gute Bus- oder Zugverbindungen. Wenn man Glück hat, wird man sogar von den WWOOF Hosts an Bushaltestellen abgeholt oder zum Flughafen gebracht, wie es bei uns der Fall war – noch ein weiterer Pluspunkt für den Farmstay! 🙂
  • Zwei Dinge, die wir selbst zwar nicht ausprobiert haben, die wir aber von Locals empfohlen bekamen:
    • Die Camperrückstellung – wenn man einen Camper zurück an den Ursprungsort fährt, kann man diesen angeblich zu sehr günstigen Tagesraten buchen. Gerade die Strecke zwischen Vancouver, British Columbia und Calgary, Alberta wird von vielen Reisenden mit einem Camper gefahren, aber eben nur in eine Richtung.
    • Zipcar: nicht nur über das schwarze Brett im Hostel (wie oben erwähnt) kommt man zu günstigen Mitfahrgelegenheiten. Auch Plattformen wie Zipcar bieten Car-Sharing-Möglichkeiten an.
Fähre zwischen Vancouver und Vancouver Island

Wir hoffen, dass ein paar hilfreiche Tipps für euch dabei sind, und dass die Reisekosten euch nicht von einem Kanada-Trip abhalten! Das wäre viel zu schade, denn das Land ist einfach traumhaft und es gibt immer Möglichkeiten, Kanada günstig zu bereisen. Falls wir euch Lust auf Kanada’s Westen gemacht haben, dann schaut gerne mal in unsere Berichte zu den kanadischen Rocky Mountains sowie zu unseren Lieblingsplätzen auf Pender Island rein!

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR. PREISANGABEN ZUM ZEITPUNKT OKTOBER – DEZEMBER 2022.

*persönliche Empfehlung, keine bezahlte Werbung