Peru, das Wanderparadies schlechthin

Peru, das Wanderparadies schlechthin

9. Oktober 2023 1 Von beyondthepins

Keine Frage – schöne Berge haben wir in Österreich auch zu Genüge. Aber die Ausblicke, die wir während unserer 6 Wochen in Peru erleben durften, waren wie von einer anderen Welt! Was das Land noch viel schöner macht, sind seine liebenswerten Menschen, das köstliche Essen (mit teils asiatischem Einfluss), und die immer noch stark präsente Inka-Kultur, die man durch Märkte, Handwerk und historische Stätten miterlebt. Aber in diesem Beitrag fokussieren wir uns auf die tollen Wanderungen, die Peru zu bieten hat, und stellen euch unsere Favoriten vor.

Cordillera Huayhuash

Huayhuash, davon hatten wir zuvor noch nie gehört… weder während Verena’s Zeit im Reisebüro, noch beim Schmökern im Reiseführer ist uns das untergekommen. Somit hatten wir eine Wanderung hier gar nicht am Schirm und wollten ursprünglich gleich weiter in den Süden von Peru. Zum Glück hatten wir aber in Ecuador einen Reisenden getroffen, der total von Huayhuash geschwärmt hat. Wir zitieren: „it’s even more beautiful than anything you see in Patagonia!“ Zum Glück sind wir zeitlich und in unserer Route so flexibel, und somit entschieden wir uns, nach Huaraz zu fahren – der Ausgangspunkt für die Cordillera Huayhuash. Anstatt einer teuren Tour mit großen Gruppen entschieden wir uns, die Wanderung auf eigene Faust zu machen. Das bedeutete einiges an Planung, denn Unterkünfte oder Geschäfte gibt es entlang der Wanderroute kaum – geschweige denn Strom oder fließend Wasser. Der Weg ist nicht ausgeschildert und oft schwer erkennbar…

Also zogen wir los mit Zelt, Schlafsäcken, Camping-Gas, mehreren Kilo Nudeln, unserer Solar-Powerbank, und den Navigationsapps am Handy. Eine zusätzliche Herausforderung am Huayhuash ist die Höhe. Man befindet sich ständig über 4.000 m und bezwingt jeden Tag einen Pass (höchster Punkt war auf über 4.800 m). Zudem hat man mit verschiedenen Mikroklimata zu kämpfen – von Hitze und Wind bis Regen, Schnee und Eis am Zelt war alles dabei. Anstatt den geplanten 8 – 10 Tage waren wir leider nur 5 Tage unterwegs (die Nächte bei Wind und Regen/Schnee im Zelt waren dann doch zu viel und Michael hat sich leider verkühlt). Immerhin waren es aber trotzdem ca. 60 km und 3.200 marschierte Höhenmeter. Alle Mühen haben sich gelohnt, denn solche Ausblicke hat man selten im Leben! Die Fotos sprechen für sich 🙂

Laguna 69 in der Cordillera Blanca

Ebenfalls von Huaraz aus zu erreichen und die perfekte Wanderung zum Akklimatisieren, bevor man sich an Huayhuash heranwagt. Die Laguna 69, ein kleiner Gletschersee im wunderschönen Gebirge der Cordillera Blanca, liegt auf knapp über 4.600 m. Am besten macht man die Wanderung mit einer geführten Tour, denn mit den Öffis kommt man hier nur schwer hin. Der Aufstieg dauert ca. 3 Stunden und wird laut den Tourenanbietern als „herausfordernd“ eingestuft. Die Wanderung selbst ist unserer Meinung nach nicht sehr schwer, es war eher die Höhe, die uns zu schaffen machte.

Kurzatmigkeit, Kopfweh und Schwindel sind nur einige der Anzeichen für Höhenkrankheit. Zum Glück erwischte es uns nicht schlimm und wir konnten die traumhaften Ausblicke trotzdem genießen. Noch nie zuvor haben wir so klares, blaues Wasser gesehen! Die Gletscher rundherum, die violetten Blüten… der Kontrast war fast kitschig. Kein Wunder, dass die Laguna 69 so ein beliebtes Ausflugsziel von Huaraz aus ist. Dementsprechend sind auch viele Tourist:innen dort… Im Gegensatz zu Huayhuash, wo wir teilweise stundenlang niemanden sahen und eines Abends einen See ganz für uns hatten und unser Zelt in kompletter Alleinlage aufschlugen.

Salkantay Trek

Viele Wege führen nach… Machu Picchu! Wir kennen einige Leute, die auf dem berühmten Inca Trail zu den Weltwunder-Ruinen wanderten. Unsere Entscheidung fiel auf den Salkantay Trek, auf dem wir schlussendlich unseren Weg nach Machu Picchu bestritten. Wir hörten, dass dieser landschaftlich schöner und etwas anspruchsvoller sei. Außerdem muss man den Inca Trail bereits Monate im Voraus buchen (vor allem in der Hauptreisezeit, in der auch wir dort waren).

Da wir gerne spontan reisen, kam ein monatelanges Vorausplanen für uns nicht in Frage. Ein weiterer Pluspunkt für den Salkantay: man kann diesen auch individuell, ohne Guide und ohne Gruppe wandern. Wir buchten nicht mal die Unterkünfte vor. Es gibt entlang des Treks viele Hostels, Refugios und Campingplätze und es ist kein Problem, ein Zimmer zu finden. Das hat auch den Vorteil, dass man spontan entscheiden kann, wie weit man wandern möchte. An einer der Tagesetappen wanderten wir noch 3 Stunden weiter als geplant, da wir noch Energie übrig hatten. (Es lag wohl am „Condor Piss“, den wir von Eddy, einem anderen Wanderer, bekamen – eine Kräuterflüssigkeit, die man in den Händen verreibt und dann einatmet – ein wahrer Energiekick). Der Trek dauert in Summe 4 Tage und umfasst ca. 70 km. Hier unsere Highlights der Wanderung:

  • Humantay-See, den man an Tag 1 als kleine Zusatzwanderung machen kann
  • Bezwingen des Salkantay-Passes (auf 4.630 m Höhe) am zweiten Tag
  • Zwischenstopp an einer kleinen familiengeführten Kaffeeplantage in Lucmabamba an Tag 3, wo wir köstlichen frisch aufgebrühten Kaffee schlürften und ein riesiges Mittagessen bekamen
  • Übernachten auf dem Hügel von Llactapata, wo wir von der Ferne aus schon Machu Picchu erspähen konnten
  • Das Ankommen in Aguas Calientes an Tag 4 und die Muskeln in den heißen Thermalquellen entspannen
  • Viele interessante Bekanntschaften während der Wanderung – unter anderem ein britisches Pärchen, ca. 70 Jahre alt, die seit 7 Monaten mit dem Campervan durch Südamerika düsen
  • Und natürlich Machu Picchu an Tag 5 – Der Start um 4 Uhr in der Früh hat sich gelohnt (blöd nur, dass das Tor am Fuße des Berges erst um 5 Uhr geöffnet wird)!

Rainbow Mountain

Schon fast gleich berühmt wie Machu Picchu und eine wahre Touristenattraktion in Peru – Und dabei wurde der sogenannte Rainbow Mountain erst im Jahr 2015 entdeckt, da er zuvor komplett von Schnee und Eis bedeckt war. Die unterschiedlichen Farben des Berges, die durch Mineralien und Witterung zustande kamen, sind total beeindruckend. Zudem befindet sich der Vinicunca (wie der Berg eigentlich heißt) auf über 5.000 m! Anstatt der weißen Schneedecke am Berg ist heute nur noch der Parkplatz weiß bedeckt – Aufgrund der vielen weißen Kleinbusse, die die Touristenmassen zum Startpunkt karren. Täglich besuchen über 1.000 Leute den Rainbow Mountain!

Obwohl der Berg auf so einer extremen Höhe liegt, ist er für so ziemlich jedes Fitnesslevel schaffbar. Es gibt auch Pferde oder Maultiere, mit denen viele Tourist:innen hochreiten. Für die Einheimischen ein wichtiges Einkommen… jedoch auch ein zweischneidiges Schwert. Wir fragten unseren Tourguide dahingehend. Er erzählte uns, dass sich verschiedene Dörfer abwechseln würden und jeweils eine Woche in der Nähe des Rainbow Mountain in einem Lager mit ihren Tieren wohnten, um für die Touristenmassen zu arbeiten. Die Woche drauf ist wieder das nächste Dorf dran. Zwar ist der Tourismus in Peru eine wichtige Lebensgrundlage für viele einheimische Menschen. Jedoch war es für uns auch ein bizarrer Anblick, die Locals mit ihren Eseln den Berg hinunterlaufen zu sehen, in der Hoffnung, schnell die nächsten Touris Richtung Gipfel zu befördern, um somit ihr Tageseinkommen gewährleisten zu können…

Colca Canyon

Was den Colca Canyon so besonders macht? Einerseits seine Tiefe (es handelt sich um einen der tiefsten Canyons der Welt – fast doppelt so tief wie der Grand Canyon!). Andererseits die Andenkondore, die dort leben. Vom „Cruz del Condor“ kann man die Riesenvögel am besten beobachten, denn dort haben sie in den Felsen ihre Brutstätten. Es ist echt eindrucksvoll, die Tiere dort beim Fliegen zu beobachten und wie sie mithilfe der Thermik über dem Canyon gleiten. Manche von ihnen haben eine Flügelspannweite von 2 bis 3 Metern! Viele besuchen das Cruz del Condor als Tagestrip von Arequipa aus.

Wenn man die Zeit hat, ist eine 2-tägige Wanderung mit Übernachtung im Canyon natürlich ein Highlight! Die Wanderung ist zwar nicht so ohne… An Tag 1 hat man mit Hitze und stundenlangem bergab-gehen zu kämpfen… An Tag 2 startet man bereits um 4:30 Uhr in der Früh, um wieder ca. 1.200 Höhenmeter bergauf zu gehen. Die Eindrücke sind aber einmalig! Im einen Moment wanderten wir den trockenen Canyon entlang und es flogen die Kondore über unseren Köpfen hinweg. Im nächsten Moment wanderten wir durch eine grüne Oase mit Obstbäumen… Am nächsten Tag sahen wir die Sonne über dem Canyon aufgehen.

Ein weiteres Highlight der Tour war unser Guide Edgar von Colca Canyon Trekking*. Mit ihm wurde uns wieder bewusst, wie herzensgut und gastfreundlich die Peruaner:innen sind. Er bedankte sich 100 Mal bei uns, dass wir die Tour mit ihm gebucht hatten. Durch die Tourist:innen sind er, seine Familie und die Familien im Canyon glücklich und haben einen Job. Mit ihm quatschten wir auch über das Privileg, das viele von uns Europäer:innen haben und uns das Reisen ermöglicht. Sein Spruch bewegte uns sehr:

„Being able to travel doesn’t mean you’re rich… It means you’re rich at heart, because of the people you meet and the experiences you make!“

Natürlich gibt es in Peru noch viele weitere Wanderungen. Egal ob kurze 1-Tages-Treks, oder anspruchsvolle mehrtägige Wanderungen – für jeden ist etwas dabei! Wir hoffen, wir können eines Tages zurückkommen und noch viel mehr von diesem wunderschönen Land entdecken. Wandern tut körperlich und mental einfach gut (nur einer der Gründe, warum es uns auf der Reise so gut geht – lest hier mehr dazu). Nach unseren 6 Wochen in Peru und vielen Kilometern in den Füßen, fühlen wir uns wie ausgewechselt!

*unsere persönliche Empfehlung, keine bezahlte Werbung